Europan Deutschland

E14: Thema

PRODUCTIVE CITIES - PRODUKTIVE STÄDTE

In den letzten Jahrzehnten vollzog sich in ganz Europa eine umfassende Stadterneuerung im Sinne einer durchmischten Stadt. Wohnen ist dabei nach wie vor das vorherrschende Programm in den meisten Stadtentwicklungsgebieten der post-industriellen Ära, sinnvoll ergänzt durch Büroflächen und öffentliche Einrichtungen, durch Kultur, Läden und Gastronomie, damit sich ein authentischer, lebendiger und urbaner Stadtteil entwickeln kann. Rückblickend ist festzustellen, dass ein wichtiger Aspekt systematisch ausgeschlossen wurde: die produktive Ökonomie.

Unter dem Thema „Produktive Städte“ will Europan einen besonderen Schwerpunkt auf eine nachhaltige Entwicklung der Städte durch gemischt genutzte Quartiere, alternative Energie- und hybride Nutzungskonzepte legen, die dem Bedürfnis der Menschen nach einer Stadt der kurzen Wege genügt und die eine Vielfalt von Lebensweisen, Kulturen und Nutzungen ermöglicht.

Die Grenzen zwischen Gewerbe, Wohnen und Handel verschwimmen zunehmend. Dies entspricht dem aktuellen Kabinettsbeschluss vom November 2016, die Baunutzungsverordnung um die neue Baugebietskategorie „Urbane Gebiete“ zu erweitern. Neben dem gesellschaftlichen Bedürfnis, Wohnen und Arbeiten wieder enger miteinander zu verbinden, trägt auch das Bewusstsein, Ressourcen zu schonen und lokale Stoff- und Wertschöpfungskreisläufe zu stärken, dazu bei, Orte der Produktion, sofern sie nicht die Lebensqualität beeinträchtigen, wieder in die Stadt zu integrieren. Dabei geht es um die Transformation monofunktionaler Wohngebiete zu produktiven Quartieren ebenso wie um eine Belebung von Stadtgebieten, die überwiegend durch Büros und gewerbliche Nutzungen geprägt sind. Und nicht zuletzt ist das Gebäude selbst Teil der Produktiven Stadt.

 

VOM INDUSTRIEGEBIET ZUR PRODUKTIVEN STADT

Hamburg

Wie können monofunktionale Gewerbe- und Industriegebiete zu lebendigen, in das Stadtgefüge integrierten Quartieren transformiert werden? Die heutige Stadtlandschaft ist neben großen Industriegebieten mit direkter Anbindung an die großstädtischen Infrastrukturnetze auch von Gebieten mit Leichtindustrie innerhalb des urbanen Weichbilds geprägt. Diese Gebiete funktionieren isoliert von ihrer Umgebung und haben ihren eigenen monofunktionalen Rhythmus. Die Herausforderung besteht nun darin, in diese Arbeitsenklaven neue Wirtschaftsformen einzufügen, die Synergien zwischen den Nutzungen erzeugen. Gleichzeitig gilt es, diese Gebiete durchlässiger zu gestalten, um ein lebendiges urbanes Milieu zu erzeugen. Wie können urbane Räume entstehen, die gemeinsame Nutzungsangebote für die hier Arbeitenden, die Besucher und die Bewohner der umliegenden Gebiete bereitstellen?

 

VON DER (WOHN-)STADT ZUR PRODUKTIVEN STADT

Neu-Ulm, Zwickau

Wie kann man Quartiere durch Handwerker, Selbermacher und lokale Produktion beleben? Das heute vorherrschende Stadtmodell ist die „gemischte Stadt“, die zumeist aus Wohnen, Büros, Cafés und Restaurants besteht. Produktive Arbeit als Voraussetzung für ein lebendiges Quartier wird dabei zumeist ausgeblendet. Dabei könnten innerstädtische Quartiere, die vom Leerstand in den Erdgeschosszonen bedroht sind, wie auch monofunktionale Wohnquartiere von produktiven Angeboten profitieren, gerade vor dem Hintergrund der Bedeutung von lokaler Produktion für kreative und wissensbasierte Branchen. Welche ökonomische Balance ist notwendig, um Produktion als wesentlichen Faktor für Mischung in der Stadt zu erhalten oder zu etablieren?

 

VON FUNKTIONALEN INFRASTRUKTUREN ZUR PRODUKTIVEN STADT

Aschaffenburg, München-Taufkirchen

Wie kann ein verändertes Mobilitätsdenken Verkehrsräume stärker für das städtische Leben öffnen? Infrastrukturen in der Stadt sind für eine dynamische Wirtschaft unabdingbar. Aber zumeist wirken sie als stadträumliche Leerstellen. Die Autobahnen, Parkplätze oder Umsteigeknoten sprengen den Maßstab und verstärken die urbane Fragmentierung. Neue Mobilitätskonzepte eröffnen Perspektiven für ihre Anpassung und Integration in das urbane Leben. Straßenräume können reduziert und gestalterisch aufgewertet werden, überzählige Parkplätze neu genutzt und Mobilitätsknoten zu produktiven Kernen transformiert werden, um Synergien zwischen Mobilität, Produktion und städtischem Leben zu erzeugen. Welche räumlichen Strategien können dazu beitragen, Infrastrukturen zum integrierten Bestandteil produktiver Stadträume zu transformieren?

 

RE-PRODUKTIV!

Wie kann man Produktion in vormals aktiven Gebieten wieder einführen? Viele ehemalige Industriestandorte in den Innenstädten oder an deren Peripherie stehen heute leer, die Produktion wurde verlagert oder eingestellt, die Gebäude sind in desolatem Zustand, die Flächen wurden zu Brachen. Gemeinsam ist ihnen eine Vergangenheit als Orte der produktiven Arbeit und eine mehr als unsichere Zukunft. Unser Wunschdenken ist, diese Orte in neue dynamische Stadtquartiere zu transformieren. Um jedoch eine vielerorts zu beobachtende Gentrifizierung und Monokultur zu verhindern, erscheint es sinnvoll, sie als Orte für produktive Aktivitäten in die Stadt zu reintegrieren, als wichtiger Bestandteil der urbanen Mischung. Welche Formen von Arbeit könnten ehemalige Produktionsstandorte wiederbeleben?