Europan Deutschland

E14: Standorte

E14: Aschaffenburg

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L/S - Städtebau und Architektur
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Von funktionalen Infrastrukturen zur Produktiven Stadt
Standort: Aschaffenburg „Damm“, Mühlstraße
Einwohner: Gesamtstadt ca. 70.000 / Stadtteil Damm 13.000
Betrachtungsraum: ca. 5 ha
Projektgebiet: ca. 3,3 ha
Standortvorschlag: GBW Gruppe, Stadt Aschaffenburg
Beteiligte Akteure: GBW Gruppe, Stadt Aschaffenburg
Grundstückseigentümer: GBW Gruppe
Art der Beauftragung: Städtebaulicher Rahmenplan und Umsetzung von Baumaßnahmen

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Die Verkehrsplanung der 1970er Jahre hat in Form der Schillerstraße eine Schneise durch den historischen Stadtkern des Stadtteils Damm gelegt, welche als Barriere wirkt und in den letzten 50 Jahren weder stadträumlich noch funktional ausdiffenrenziert wurde. Die angrenzenden Nutzungen füllten lediglich Zwischenräume, die beziehungslos nebeneinander standen. Die erwartete Verkehrsentlastung durch die Fertigstellung des neuen Ringstraßensystems im Juli 2017 ermöglicht es, beide Straßenseiten wieder zusammen zu binden und insbesondere auf der Nordseite eine städtebauliche Struktur zu entwickeln, die Wohnen mit gewerblichen Strukturen verbindet und gleichzeitig verwertbare Bausubstanz in den Strukturwandel integriert. Einer solchen Verknüpfung zwischen Gewerbe und Wohnen wird ein großes Aufwertungspotenzial zugesprochen.

Strategische Ziele

Die baulichen Strukturen beiderseits der Schillerstraße sollen durch die geänderte Verkehrsführung neu geordnet und das Wohnen an dieser innerstädtischen Hauptstraße gestärkt werden. Gleichzeitig soll eine verträgliche Nachbarschaft zum Stadtteilzentrum am Michaelsplatz entstehen. Somit sind Reaktivierung von Handel und Dienstleistungen in Verbindung mit Gebäudeumnutzung und Straßenraumgestaltung ein wichtiger Teil der Aufgabe. Gesucht wird ein in Phasen realisierbares Konzept, das im Rahmen der Stadterneuerung umsetzbar ist. Dabei sollen die bereits aufgebauten Kommunikations- und Partizipationsstrukturen mit der Bürgerschaft und den Akteuren aus Gewerbe, Handel und Kultur aufgegriffen und gefördert werden. Durch gezielte Eingriffe und Neugliederung der Außenräume sowie Ergänzungen der Bebauung sollen vorhandene Defizite abgebaut und konzeptionelle Visionen aufgezeigt werden.

Standort

Aschaffenburg-Damm ist ein zentral gelegener Stadtteil Aschaffenburgs. Die öPNV-Anbindung ist gut, drei Bushaltestellen sind innerhalb weniger Gehminuten vom Wettbewerbsgebiet aus zu erreichen. über die Schillerstraße besteht ein unmittelbarer Anschluss an die B8 und B26, der Hauptbahnhof Aschaffenburgs ist in Luftlinie gemessen rund 1 km entfernt. Das Naherholungsgebiet an der Aschaff, stadtteilseitig am östlichen Rand, ist fußläufig innerhalb von 10 Minuten erreichbar. Das Wettbewerbsgebiet umfasst ein verhältnismäßig kleines Areal. Ortsbildprägend ist das 9-geschossige Hochhaus an der Kreuzung Schillerstraße und Mühlstraße, das zukunftsfähig ertüchtigt und sinnvoll ergänzt werden soll. Durch die innenstadtnahe Lage, die Präsenz im Straßenraum und die künftige Verkehrsentlastung bietet sich hier die Möglichkeit, positiven Einfluss auch auf das Umfeld zu auszuüben.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Im Rahmen einer Neustrukturierung und der somit möglichen Mischung von innenstadtnahem Wohnen, Dienstleistung, Handel sowie gewerblichen Nutzungen wird eine Validierung des Quartiers angestrebt. Das Projektgebiet wird derzeit durch Stellplätze, mangelnde beziehungsweise unattraktive Frei- und Grünflächen sowie durch die verkehrsreiche Schillerstraße geprägt. Es bietet sich nun die einmalige Chance zu einer städtebaulichen Aufwertung, auch zugunsten der angrenzenden Gebiete. Im Mittelpunkt steht dabei die Vernetzung von Gewerbeeinheiten mit der vorhandenen Mieterstruktur in Kombination mit ergänzenden Wohnformen für verschiedene Nutzergruppen. Die GBW Franken GmbH ist Eigentümerin des Hochhauses an der Mühlstraße 38 in Aschaffenburg-Damm. Der jetzige Charakter der Wohnanlage wird durch das 9-geschossige Hochhaus aus dem Jahre 1967, fehlende Freiflächen oder Grünanlagen, Parkplätze sowie durch die unmittelbare Nähe der (noch) verkehrsreichen Schillerstraße geprägt. Die aktuelle Situation gibt Anlass zur Neuordnung des Quartiers. Ziel ist es, ein städtebauliches Gesamtkonzept zu erstellen, welches eine maßvolle Mischung aus Wohn- und Gewerbeeinheiten sowie eine Aufwertung und Anpassung der Außenanlagen an die Bedürfnisse der Bewohner priorisiert. Das Wettbewerbsgebiet erstreckt sich bis zur Straßenkreuzung der Schillerstraße/Mühlstraße. Hier sollen tragfähige Konzepte für eine verkehrsberuhigte Umgebung erarbeitet werden.

E14: Hamburg

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L/S - Städtebau und Architektur
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Vom Industriegebiet zur Produktiven Stadt
Standort: Hamburg-Wilhelmsburg
Einwohner: Gesamtstadt 1,8 Mio, Betrachtungsraum 2.200 Wohneinheiten (geplant)
Betrachtungsraum: ca. 26 ha
Projektgebiet: ca. 2 ha
Standortvorschlag: IBA Hamburg GmbH in Kooperation mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen
Beteiligte Akteure: IBA Hamburg und private Eigentümer
Grundstückseigentümer: öffentliche und private
Art der Beauftragung: Umsetzung von Hochbauten in kooperativen Planungsverfahren

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Das Erstellen neuer Bebauungspläne mit unterschiedlichen Baugebieten (Wohnen, Mischgebiete, Gewerbe- und Industriegebiete) in einem schwierigen Kontext mit Verkehrs- und Gewerbelärm kann nur in Kombination mit hochbaulichen Lösungen zu der angestrebten städtebaulichen sowie architektonischen Qualität führen. Der Entwurf multifunktionaler Gebäude in Kombination mit bereits heute engagierten Flächeneigentümern und vor Ort aktiven Unternehmen bietet das Potential einer maximalen Erhöhung der Flächeneffizienz. An- und Ablieferung, Produktion und Handwerk sollen am Standort ebenso ermöglicht werden wie Wohnen und Bildung. Hier kann nicht nur die Nahversorgung des entstehenden Quartiers, sondern ein wirtschaftlicher Beitrag für die Gesamtstadt geleistet werden.

Strategische Ziele

Das Projektgebiet befindet sich in zentraler Lage auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Durch die Neuordnung und Entwicklung der Flächen soll im Rahmen einer qualitätsvollen, zukunftsfähigen und sozialen Quartiersentwicklung ein lebendiges und urbanes Quartier mit einer vielfältigen Nutzungsmischung aus Wohnen, Gewerbe, Bildung und Freizeit entstehen. Aber auch die soziale Infrastruktur sowie das Ausschöpfen aller Möglichkeiten für eine verträgliche Nachbarschaft von Wohnen, Gewerbe und Verkehr im Sinne nachhaltiger Lösungen sind von besonderer Bedeutung. Hierzu wurde ein städtebaulich-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren durchgeführt aus dem Hosoya Schäfer Architects und AgenceTer (HSA/AT) als Sieger hervorgingen. Bei Europan 14 steht nun die Frage nach konkreten Raumprogrammen und deren Überführung in bauliche Strukturen im Fokus.

Standort

Der zwischen ehemaligen Industriekanälen gelegene Standort rückt in Folge der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße, die den Stadtteil derzeit noch in Nord-Süd-Richtung durchschneidet und künftig im östlichen Bahnkorridor verlaufen wird, in den Fokus der Stadtentwicklung. Mit der Verlegung wird die trennende Barriere zwischen den bestehenden Quartieren aufgehoben. Die freiwerdenden Flächen im Bereich des Wettbewerbsgebietes eröffnen die Möglichkeit für eine neue städtebauliche Entwicklung in zentraler Lage. Der Standort verfügt heute über eine extreme Gemengelage unterschiedlicher Nutzungen und Gegensätzen zwischen Bestand und Planung. Die Kleingartenanlagen werden nachverdichtet, die Sportflächen durch ein übergeordnetes Konzept umgesiedelt und untergenutzte Flächen (z.B. das ehemalige Containerlager) aktiviert.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Die Jaffestraße und die angrenzenden Grundstücke sind bereits heute produktiv. Hier finden sich durch Lagerhaltung geprägte Höfe, produzierende Betriebe, gemischt genutzte Immobilien wie z.B. die alte Margarinefabrik mit ihren Gewerbeateliers und der moderne Gewerbehof Jaffe12. Die Entwicklung des Elbinselquartiers sowie des südlich angrenzenden Wilhelmsburger Rathausviertel und des nördlich angrenzenden Spreehafenviertels wird langfristig zum Zuzug von ca. 10.000 Menschen führen. Nicht nur die Schaffung von Wohnraum, sondern auch die Schaffung attraktiver Strukturen für kleine bis mittlere Produktions- und Gewerbe­betriebe ist Ziel der Entwicklung. Credo der Planung in allen Bereichen soll nicht das Entweder-oder sondern das Sowohl-als auch sein.

Mit welchem Raumprogramm und welchen baulichen Strukturen kann die Idee der Produktiven Stadt umgesetzt werden?

Bei der Entwicklung des Programms müssen die erhöhten Lärmemissionen durch die östliche Industrie sowie die bis Ende 2019 verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße berücksichtigt werden. Die Lage am Kanal wird als Qualität betrachtet und soll in der Entwicklung des Areals als solche gestärkt werden. Der Entwurf soll programmatisch Aussagen zu konkreten Belegungsoptionen der einzelnen räumlichen Einheiten (vertikal wie horizontal) treffen. Die Frage, welche Art von Betrieben einen geeigneten Beitrag zum produktiven Quartier leistet und welche über den Standort hinaus für die Versorgung Hamburgs mit lokalen Produkten oder zentralen Dienstleistungen eine Rolle spielen, soll ausführlich bearbeitet werden. Auch unterschiedliche Modelle der Immobilienentwicklung zur prozessualen Umsetzung und Belegung sollen als Teil des Entwurfs angeführt werden.

E14: München-Taufkirchen

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L/S - Städtebau und Architektur
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Von funktionalen Infrastrukturen zur Produktiven Stadt
Standort: München Neuperlach und Taufkirchen „Am Wald“
Einwohner: ~ 1,5 Mio München / ~18.000 Taufkirchen
Betrachtungsräume: A/B ca. 40 ha, C/D ca. 90 ha
Projektgebiete: A ca. 2 ha, B ca. 1,5 ha, C ca. 5 ha, D ca. 8 ha
Standortvorschlag: GEWOFAG Wohnen GmbH
Beteiligte Akteure: GEWOFAG Wohnen GmbH
Grundstückseigentümer: GEWOFAG Wohnen GmbH
Art der Beauftragung: Für die Vergabe eines Planungsauftrages ist ein getrenntes Vergabeverfahren erforderlich.

Was kann der Standort im Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Der Bedarf an einer großen Anzahl neuer und bezahlbarer Mietwohnungen in München stellt die städtische Wohnbaugesellschaft GEWOFAG vor neue Herausforderungen. Im Rahmen von Europan 14 soll auf vier Arealen modellhaft untersucht werden, inwieweit sich die zum Teil flächenintensiven Parkplatzareale in Wohnsiedlungen der Nachkriegsmoderne für eine Nachverdichtung eignen. Neben der kurzfristigen Schaffung von neuem, bezahlbarem Wohnraum geht es darum, einen hohen Wohnwert zu gewährleisten und mit einfachen Mitteln qualitätvolle Stadtbausteine zu entwickeln. Um die soziale Nachhaltigkeit zu stärken, soll untersucht werden, wo in der Sockelzone hochwertiges Wohnen und an welchen strategisch sinnvollen Lagen ergänzende produktive Funktionen untergebracht werden können.

Strategische Ziele

Mit dem Programm „Zurück zu den Wurzeln“ will die GEWOFAG aus dem architektonischen Blickwinkel einen strategischen Perspektivenwechsel einleiten, der zu einem stärkeren Bündnis zwischen Wirtschaftlichkeit und Baukultur führen soll. Gemäß dem Prinzip Einfachheit werden einfache, intelligente Konzepte für die komplexen Anforderungen gesucht, gemäß dem Prinzip Wiederholung soll Bewährtes weitergegeben und durch Repetition einfacher, gut gelöster Wohngrundrisse oder durch Standardisierung von Bauteilen die Wirtschaftlichkeit des Bauen gefördert werden. Gemäß dem Prinzip Effektivität wird durch den Einsatz kleiner, effektiver Maßnahmen eine Qualitätssteigerung angestrebt. Gemäß dem Prinzip Kommunikation wird die Wechselwirkung zwischen dem Gebäude und der Stadt sowie die Interaktion zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern und der Nachbarschaft angestrebt.

Standorte

Es werden vier verschiedene Areale zur Bearbeitung angeboten, für die eine gemeinsame Systematik entwickelt werden soll. Es handelt sich um Großwohnsiedlungen, die jeweils an den Rändern großflächige Parkplätze aufweisen. Diese Schnittstellen zum Stadtraum sind räumliche Bindeglieder, bieten Platz für zusätzlichen Wohnraum und können gleichzeitig über im Quartier fehlende Angebote und Nutzungen die Interaktion der Siedlungskörper zum öffentlichen Raum hin stärken. Im Sinne einer wirtschaftlichen und zeitsparenden Bauweise soll serielles Denken mit konstruktivem Wissen verbunden werden. Ziel ist es, ein möglichst flexibles Grundsystem zu finden, welches an verschiedene stadträumliche Situationen angepasst werden kann. Dabei sollen einfache, aber anspruchsvolle Stadtbausteine entstehen, die mit intelligenten Grundrissen und einer gleichermaßen robusten wie interaktiven Sockelzone zur Aufwertung der Quartiere beitragen.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Durch die Einführung sozialer Angebote und produktiver Programme unterschiedlichen Maßstabes soll den Quartieren eine neue Dimension verliehen werden. Die Stellplätze sollen künftig in Tiefgaragen untergebracht werden, um die Erdgeschosszonen für verschiedene Quartiersnutzungen bereitzustellen. Hier soll geprüft werden, inwieweit Wohnnutzung auch in der Erdgeschosszone möglich ist, und mit welchen gestalterischen Mitteln diese mit einer guten Wohnqualität umgesetzt werden kann. Zusätzlich können auf der städtischen Ebene gemeinschaftliche Nutzungen und weitere, den Siedlungen dienende Funktionen Platz finden. Diese nachbarschaftlichen Nutzungen stehen den eigenen MieterInnnen zur Verfügung und tragen darüber hinaus zur Quartiersvernetzung bei. Produktive Programme, die mit dem Wohncharakter zu vereinbaren sind, tragen insbesondere durch die Einführung neuer Rhythmen zur Intensivierung des gesellschaftlichen Lebens in den Quartieren bei. Gesucht werden Lösungsansätze zur Nachverdichtung der Wohnbebauung. Wirtschaftlichkeit und Baukultur sollen nicht als Gegensatz sondern als Einheit mit zwei Polen betrachtet werden, die miteinander verhandelt werden müssen, um zum optimalen Ergebnis zu gelangen. Folgende Ziele haben dabei oberste Priorität: kostengünstiger Wohnungsbau, Robustheit und Werthaltigkeit im Bestand, soziale Nachhaltigkeit im Quartier, hohe Identifikation der Bewohner mit dem Wohnumfeld. Vielseitigkeit ist die Grundlage urbanen Lebens. Die bisher als ebenerdige Parkplätze genutzten Freiflächen sollen im Zuge der Nachverdichtung eine Aufwertung erfahren. Zu einem wesentlichen Bestandteil der Entwurfsaufgabe gehört eine bessere Orientierung im Quartier, die Gestaltung der Quartierszugänge, eine Zonierung der Freiflächen und die Schaffung fehlender Wegeverbindungen.

E14: Neu-Ulm

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L/S - Städtebau und Architektur
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Von der (Wohn-)Stadt zur Produktiven Stadt
Standort: Neu-Ulm, südlich der Innenstadt
Einwohner: Gesamtstadt 58.200, Projektgebiet: ca. 1.350
Betrachtungsraum: 150 ha
Projektgebiet: 16,5 ha
Standortvorschlag: Stadt Neu-Ulm; NUWOG, Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm GmbH
Beteiligte Akteure: Stadt Neu-Ulm, NUWOG
Grundstückseigentümer: Stadt Neu-Ulm, NUWOG, südl. der Riedstraße private Eigentümer
Art der Beauftragung: städtebaulicher Rahmenplan, Wohnungsbau

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Neu-Ulm Vorfeld liegt in einer innenstadtnahen Gemengelage und verfügt über eine gute ÖPNV-Anbindung. Zu Fuß ist man in 5 Minuten am Bahnhof Neu-Ulm, die Entfernung zum Ulmer Münster beträgt ca. 2 km. Die fußläufige Anbindung an die Innenstadt und an die südlichen Stadtteile ist durch die „Grüne Brücke“ – eine Rad- und Fußwegeachse, die im Rahmen der Landesgartenschau 2008 entstand – in hoher Qualität sichergestellt. Weitläufige, zum Teil als Spielplätze genutzte Grünflächen sollen gemäß dem behutsam verstandenen Prinzip „Nachverdichtung vor Außenentwicklung“ aufgewertet werden. Die Gebäude und Freiflächen der ehem. Grund- und Fachhochschule befinden sich im Eigentum der Stadt und bieten ein einmaliges Potenzial für innovative Gestaltungs- und Nutzungsprogramme.

Strategische Ziele

Neu-Ulm liegt in einer wachstumsstarken Region mit sehr hohem Bevölkerungsdruck auf das Stadtzentrum. Im Norden bildet die Donau die natürliche Grenze zwischen Neu-Ulm und Ulm. Eine Erweiterung der Innenstadt ist daher nur nach Süden möglich. Hier stellte das Kasernen­areal Vorfeld bis zum Abzug der Truppen 1991 eine unüberwindliche Barriere für die Expansion der Innenstadt dar. Seine US-militärische Vergangenheit, die noch nicht aus allen Neu-Ulmer Köpfen verschwunden ist, seine Eigentümer- und Preisstrukturen haben zur Folge, dass im Vorfeld auch heute noch überdurchschnittlich viele Menschen mit finanziellem Unterstützungsbedarf leben. Ziel ist es, das Quartier und seine Bewohner nachhaltig zu integrieren und neue Arten von Nachbarschaften zwischen urbanem Wohnen und Leben, Kultur, Dienstleistungen und Arbeiten für alle Bevölkerungsschichten zu implementieren.

Standort

Der Betrachtungsraum liegt südlich der Glacis-Anlagen, die die Innenstadt einfassen und wird von vier Hauptverkehrsachsen durchzogen. Im Westen grenzen die Fachober- und Berufsoberschule bzw. ein Mischgebiet an das Projektgebiet, im Osten der ca. 9,3 ha große Friedhof. Das mono­strukturierte Vorfeld entstand in den 1950er Jahren als „family housing area“ für US-Militärs und ist seit 1999 im Städtebau­förderprogramm Soziale Stadt. Architektur und Freiflächengestaltung spiegeln die amerikanischen Vorstellungen von Wohnen, Sport-, Grünanlagen und Verkehr wider. Die homogene und lockere Bebauung besteht aus 3- bis 4-geschossigen Wohnzeilen mit ca. 400 Wohnungen, die seit 1999 umfassend modernisiert wurden. Im Zentrum liegt das 3,3 ha große Areal der ehemaligen Grund- und Fachhochschule. Die Gebäude sind zum Teil baulich nicht erhaltenswert und werden derzeit zwischengenutzt.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Durch die angestrebte Mischung von innenstadtnahem Wohnen, Kultur, siedlungsbezogenem Arbeiten, Dienstleistungen und Naherholung soll eine lebendige und in die Gesamtstadt integrierte Innenstadterweiterung entstehen. Gesucht werden städtebauliche, landschaftsplanerische und architektonische Lösungsansätze zur Nachverdichtung der Wohnbebauung. Im Mittelpunkt steht die Förderung von Arbeit im Quartier, die Belebung der Erdgeschosszonen und die Intensivierung des gesellschaftlichen Lebens. Die städtebauliche Neuordnung des Quartiers soll die Entstehungsgeschichte des Ortes respektieren und gleichzeitig einen offenen Ort für künftige Generationen schaffen. Vielseitigkeit ist die Grundlage urbanen Lebens. Eine übergeordnete Bedeutung kommt daher den künftigen Nutzungen zu, die für die im Zentrum des Projektgebiets gelegenen Gebäude und Freiflächen der ehemaligen Grundschule und Fachhochschule zu entwickeln sind. Ziel ist es, hier ein Zentrum zu schaffen, das die vielfältigen Potenziale der urbanen Lage nutzt und dazu beiträgt, das Vorfeld über seine Grenzen hinaus mit den angrenzenden Stadtteilen zu vernetzen und nachhaltig zu integrieren. Die Entwicklung von gegebenenfalls auch stufenweise umsetzbaren Programmen zur Aufwertung, Nachverdichtung und Neuordnung der großen, mitunter ungestalteten und ungenutzten Freiflächen und Gebäuden, ist wesentlicher Bestandteil der Entwurfsaufgabe. Dazu gehört auch die Überarbeitung bzw. Ergänzung der fehlenden internen Wegeverbindungen sowie die Vernetzung mit den umliegenden Quartieren und die Imageverbesserung z. B. durch die Gestaltung der derzeit nicht als solche erkennbaren Quartierszugänge.

E14: Zwickau

Standortkurzbeschreibung

Kategorie: L/S - Städtebau und Architektur
Teamvertreter: Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten
Standortgruppe: Von der (Wohn-)Stadt zur Produktiven Stadt
Standort: östliche Innenstadt Zwickau
Einwohner: Gesamtstadt 91.500
Betrachtungsraum: 61 ha
Projektgebiet: 27,9 ha
Standortvorschlag: Stadt Zwickau
Beteiligte Akteure: Stadt Zwickau, Initiative Zwickau 2050
Grundstückseigentümer: Stadt Zwickau, 2 Wohnungsbaugesellschaften, Wohnungsbaugenossenschaft und private Eigentümer
Art der Beauftragung: städtebaulich-landschaftsplanerisches Entwicklungskonzept und Gebäudeplanung

Was kann der Standort in Bezug auf das Thema produktive Städte leisten?

Ziel ist die Umwandlung der monofunktionalen und homogenen Wohnnutzung der vorhandenen 5- und 11-geschossigen Plattenbauten der östlichen Innenstadt in gemischt genutzte Quartiere. Durch den Komplett- oder Teilrückbau sollen wieder Bezüge zum westlichen historischen Altstadtkern hergestellt werden. Das öffentliche Raumsystem der Innenstadt soll bereichert werden. Die Etablierung von Handwerk, Kleingewerbe, Dienstleistung und Kultur, sowie deren Wertschöpfung und Gebietsverträglichkeit zur Wohnfunktion steht dabei im Vordergrund. Das Prinzip der Trennung von Arbeit, Wohnen und Freizeit soll aufgebrochen werden. Leitgedanke ist dabei die nutzungsdurchmischte Stadt mit kurzen Wegen, hochwertiger Architektur und qualitätsvollen öffentlichen Räumen.

Strategische Ziele

In dem Ende 2013 beschlossenen Integrierten Stadtentwicklungs­konzept ist die “Innen- vor Außenentwicklung” als oberstes Ziel definiert. Die Stärkung der Innenstadt mit ihrer hohen Konzentration an Denkmälern genießt dabei bisher höchste Priorität. Mit der Entwicklung der Innenstadt und der historisch geprägten innenstadtnahen Vorstädte verfolgt Zwickau das städtebauliche Leitbild einer kompakten Stadt unter Berücksichtigung der historischen, naturräumlichen und verkehrlichen Gegebenheiten. Neues Ziel ist die Beseitigung der Plattenbaubarriere, die Öffnung der Innenstadt zur unmittelbar östlich angrenzenden Zwickauer Mulde und die Herstellung einer Brücke zwischen der westlichen Altstadt und dem Kulturraum “Muldeparadies” mit Wohnen und Gewerbe.

Standort

Zwickau besitzt einen Altstadtkern, dem man noch heute seine mittelalterliche Grundstruktur ablesen kann. Die durch ein Hochwasser im Jahr 1954 stark in Mitleidenschaft gezogene östliche Kernstadt wurde in den 1970er Jahren fast vollständig abgebrochen und nach dem Leitbild des industriellen Bauens in normativer Großtafelbauweise mit 5 und 11 Geschossen neu errichtet. Die innenstädtische Lage des Wohnungsgebiets und die große Anzahl bezahlbarer Wohnungen stellen momentan einen hohen Wert dar. Gleichzeitig hat sich dieser Teil des Stadtzentrums zu einem in sich geschlossenen, monofunktionalen Gebiet entwickelt, welches kaum andere Nutzungen besitzt und wenig nachhaltiges städtisches Flair ausstrahlt. Zusätzlich riegeln die nur schwer zu modernisierenden Wohnzeilen die Innenstadt vom neuen Erholungsraum am Muldeufer ab.

Wie kann Produktion in die programmatische Vielfalt der Stadt integriert werden?

Die Charta von Athen galt lange Zeit als das Konzept für eine funktionierende Stadt. Es setzt sich aber zunehmend die Erkenntnis durch, dass Leben, Arbeiten und Freizeit nicht getrennt voneinander nachhaltig sind und dass das Erdgeschoss mit dem öffentlichen Raum eine entscheidende Rolle spielt. Kurze Wege werden wiederentdeckt. Die Mischnutzung von Quartieren, die Schaffung von lebendiger Urbanität und städtebaulicher Dichte gewinnen an Bedeutung. Die Entschleunigung des motorisierten Individualverkehrs, die Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs und die Optimierung des Rad- und Fußwegenetzes sind daher zwingend. Kurze Wege steigern die Attraktivität der Stadt und tragen zur Ressourcenschonung bei. Produktion muss nicht auf Handwerk und Gewerbe beschränkt sein. Ziel ist es auch, den Standort der Westsächsischen Hochschule in der westlichen Innenstadt auf den östlichen Bereich der Innenstadt auszudehnen, um so die geistige Produktion in der geplanten Nutzungsdurchmischung zu etablieren. Bauliche und Nutzungsideen müssen geeignet sein, verschiedene Akteure anzuziehen. Die neuen Gebäude, Cluster oder Quartiere sollen in sich multifunktional sein und horizontal wie vertikal mehrere untereinander verträgliche Nutzungen wie Wohnen, Dienstleistungen, Gewerbe, Kultur und Bildung aufweisen. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zur Zwickauer Mulde könnten auf Freiflächen auch Angebote für Urban Gardening zur O2-Produktion geschaffen werden.