Europan Deutschland

E5: Thema

Mobilität und Nähe – Neue Landschaften urbanen Wohnens

Im Rahmen des 5. EUROPAN-Wettbewerbs sollten die von den europäischen Städten bei ihrer Entwicklung ausgesparten Flächen und deren Schnittpunkte mit den Verkehrsnetzen als Thema bearbeitet werden.

Die Entwicklung der europäischen Städte führte in den vergangenen 50 Jahren zu einem erheblichen Flächenverbrauch an der Peripherie für die Errich-tung neuer Stadtgebiete und ihrer Infrastrukturen. Ausgehend von Verkehrslinien und bebauten Frag-menten hat sich ein Stadtrandgeflecht herausgebildet. Auf den von der Entwicklung ausgesparten Flächen blieben nicht oder kaum genutzte Räume zurück. Gleichzeitig haben die Städte Areale, deren Funktionen überholt sind, brachliegen lassen.

So entstand durch die extensive Urbanisierung ein Negativabdruck der Stadt aus sich selbst überlassenen Räumen.

Da die Visionen von städtebaulicher Vereinheitlichung in eine Krise geraten sind, stellt sich die Frage nach der Wiederaneignung dieser Zwischen-Räume und ihrer Umwandlung in Wohnorte.

Welche neuen Formen urbaner Landschaft können hier entwickelt werden?

Wenn man also auf die Bemühung um ein global einheitliches Stadtbild verzichtet, wie können dann Wohn-, Landschafts- und Architekturformen als neue Teile in das Puzzle der bestehenden Stadt, in das unzusammenhängende Geflecht der modernen Metropole eingefügt werden?

EUROPAN 5 schlägt jungen, europäischen Architek-ten mehrere Themen vor, die zugleich als Fragestellung an den Architekturentwurf und an die im Städtebau verfolgten politischen Ansätze formuliert sind. Ausgehend von einer Auswahl konkreter Situationen in 66 europäischen Städten sollen sich die Konzepte in sehr unterschiedliche stadtkulturelle Zusammenhänge einordnen, die gleichwohl von denselben Fragestellungen durchzogen sind.

Ohne erkennbare Ordnung sind Natur und Bebauung ineinander verschränkt und die Wohngebiete wuchern immer weiter. Wie kann die Zersiedelung der Stadtränder verhindert werden? Können urbane Verdichtung, gemeinschaftlich genutzte Räume, die Natur und das Bedürfnis der Menschen nach immer stärker individualisierten Wohnformen miteinander in Einklang gebracht werden?

In Städten mit zersprengten Funktionen und hohem Aufkommen an Pendlern wird die Anbindung der Wohnquartiere an die Verkehrsnetze zur zentralen Frage. Wie sind diese Netze zu konzipieren und räumlich umzusetzen, damit sie zum verbindenden Element werden statt das urbane Geflecht zu zerschneiden?

Was bedeutet es heute, in der Stadt zu leben: Das freistehende Eigenheim in der Stadtrandsiedlung, mehr individuelle Wohnfläche, Wohnen im Geschoßbau mit allen Versorgungseinrichtungen in unmittelbarer Nähe? Leben im Kontakt mit der Natur oder Leben mit belebten, öffentlichen Räumen vor der Haustür?

Durch welche Nutzungen kann urbanes Leben in den Wohnquartieren entstehen? Soll man ein Netz von Funktionsknotenpunkten einrichten, ein Mosaik unterschiedlicher programmatischer Inhalte entwerfen oder auf jeweils kontextabhängige Nutzungschancen in ihrer sozioökonomischen Vielfalt setzen?

Planungskonzepte sind zu entwickeln, die die urbane Komplexität integrieren: die Vielfalt der Beteiligten, die Mischung aus öffentlichen und privaten Akteuren, wechselnde Programme und häufige Nutzungsänderungen. Sie beeinflussen den städtebaulichen und architektonischen Raum, der als Prozeß verstanden werden muß, als ständige Wechselbeziehung zwischen der Vorstellung vom Ganzen, vielfältiger Formgebung und zeitlich abgestufter Realisierung.

1700 junge Architektinnen und Architekten und Teams aus Architekten, Stadtplanern, Landschafts-planern und Künstlern aus ganz Europa haben an diesem Wettbewerb teilgenommen.

66 europäische Standorte standen zur Wahl.

Die nationalen Jurys haben europaweit 113 Projekte ausgewählt, davon 50 Preise und 63 Ankäufe.