Europan Deutschland

E7: Thema

SUBURBAN CHALLENGE – URBANE INTENSITÄT UND VIELFALT DES WOHNENS

Alle Städte sind mit dem Phänomen der urbanen Ausbreitung, zunehmender Zersiedelung und Fragmentierung konfrontiert. Das steigende Verkehrsaufkommen, die Entwicklung von Einkaufszentren am Stadtrand, die immer größer werdende Anzahl von Freizeit- und Vergnügungszentren und die stetige Erweiterung von Gewerbe- und Industrieparks scheinen unaufhaltsam zu einem städtebaulichen Modell der “diffusen Stadt” zu führen. Es ist jedoch ein neuer politischer Ansatz zu beobachten, in diesen neuzeitlichen Arealen zu agieren, mit dem Ziel sie neu zu organisieren, indem das traditionelle Planungsethos europäischer Städte wiederbelebt wird und mit den Herausforderungen urbaner Nachhaltigkeit in Einklang gebracht wird. Der Bedarf für eine schrittweise Transformation der modernen Stadt ergibt sich aus der Möglichkeit, bereits erschlossene Flächen zu nutzen und dem Wunsch nach räumlicher Innovation, der aus der Weiterentwicklung von Lebensstilen entstanden ist. Nicht nur die individuelle Autonomie und die Diversität sozialer Interaktionen innerhalb der Familien, sondern auch die berufliche Mobilität und die Geschwindigkeit der Kommunikation wachsen, Entwicklungen die insgesamt zu einer immer zusammenhangloseren Stadt führen.

Andererseits gibt es ein starkes Bedürfnis nach einem nachbarschaftlichen, sozialen Leben, das auf neuen Grundlagen wieder aufgebaut werden muss. Architekten müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie diese diffusen Städte verändert werden können und wie diesen Städten neue Werte vermittelt werden können.

EUROPAN 7 schlägt vor, diese Fragestellung an der Schnittstelle zwischen städtebaulicher und architektonischer Ebene zu bearbeiten.

Wie kann die diffuse und schnelllebige Stadt in eine nachhaltige, ökologische und urbane Stadt verwandelt werden, die sich den neuen sozialen und kulturellen Anforderungen stellt. Wie können Lebensraum-Modelle mit innovativen Wohntypologien und einem integrativen Programm geschaffen werden, die gleichzeitig zu einem strategischen, städtebaulichen Instrument werden.

 

VIELFALT DES WOHNENS

Diversifizierung ist das Hauptmerkmal des neuen Wohnbedarfes. Gemischte Haushalte, junge und ältere Menschen, "Nomaden" (Touristen oder Pendler) finden in den heutigen Städten keine angemessene architektonische Antwort auf ihre Bedürfnisse. Die angebotenen Wohnformen sind weitgehend auf einige wenige Typologien reduziert, die allen Anforderungen gerecht werden sollen.

EUROPAN 7 soll neue Ideen zu typologischen Innovationen anregen. Wie kann man den Stadtbewohnern mit ihrer Vielzahl von kulturellen und sozialen Profilen angemessene Wohnperspektiven bieten?

Dabei können verschiedene räumlichen Konzepte zugrundegelegt werden:

- Diversifizierung von Typologien: offene Grundrisse, Häuser mit zwei, drei Einheiten oder durchgehend einer Einheit, Gärten, Terrassen, Höfe etc.;

- Konvertibilität des Raums: Umwandlung und Anpassung einer Wohneinheit entsprechend der Entwicklung der dort lebenden Familien, entsprechend der Folge verschiedener Bewohner und der Veränderung der allgemeinen Anforderungen an Wohnungsbauprogramme;

- Schaffung von morphologisch komplexen Entwürfen: verstreute Häuser, Wohncluster, Mischung von Einzelhäusern und Geschoßwohnungsbau, typologische Mischung von Wohnungen, etc.

 

URBANE INTENSITÄT

Es steht außer Frage, dass die technologischen Veränderungen (Mobilität, Kommunikation) nicht nur die städtischen Lebensformen stark beeinflußt haben, sondern auch das Verhalten der Stadtbewohner. Irgendwo zu leben bedeutet nicht mehr nur "zuhause zu sein", d.h. abgeschnitten von anderen täglichen Aktivitäten wie Arbeit, Einkaufen, Freizeit, etc. Die neuen Technologien haben uns zwar den Zugang zu einer virtuellen Welt verschafft, sie haben aber auch die Nachfrage nach nachbarschaftlicher, sozialer Intensität hervorgebracht. Wir möchten gerne von zu Hause aus oder in der Nähe unseres Wohnortes arbeiten, wir möchten in unserer Umgebung einkaufen, neue Formen der sozialen Interaktion kennenlernen und unsere Freizeit mit sportlichen und kulturellen Aktivitäten verbringen, ohne gezwungen zu sein, große Strecken zurückzulegen.

Die Wohnflächen, die uns in den zerstreuten Städten zur Verfügung stehen, sind jedoch fast immer nahezu monofunktional. Die Ausweisung von reinen Wohnbauflächen hat einerseits zu großen Wohnstädten im sozialen Wohnungsbau und andererseits zu Einfamilienhaussiedlungen geführt, die beide auf ihre Art und Weise eine extreme Form abgegrenzter Wohnkonzepte darstellen. Beide verhindern durch ihre räumliche Struktur Nachbarschaft und intensive soziale Beziehungen.

Wie kann man Wohnvierteln der modernen Städte eine neue Dynamik verleihen und eine räumliche Intensivierung des sozialen Lebens, das dort stattfindet, initiieren?

Hier kann eine Vielzahl von Ansätzen entwickelt werden, die jeweils miteinander verknüpft werden können:

- Zusammensetzung verschiedener Haustypen, d.h. es entsteht ein Viertel mit verschiedenen Wohnungstypen, die für Bewohner unterschiedlicher Haushalte bestimmt sind: Wohnungen für Senioren, Studenten, Alleinerziehende, etc.;

- Angebot von Dienstleistungen: neue Geschäfte vor Ort, öffentliche Dienstleistungen, Sport und Kulturangebote, etc.;

- Schaffung von Bedingungen, die eine Schnittstelle zwischen Wohnen und Arbeiten ermöglichen: der Heimarbeitsplatz, technologisch gut ausgestattete Einheiten für Fachhandel und Fachberufe, kleine Einheiten für Büros.

 

PROZESS EINER NACHHALTIGEN ENTWICKLUNG

Von urbaner Zersiedelung betroffene Gebiete haben sich nicht stabilisiert. Sie sind oft durch eine Anhäufung partieller Logiken und eine Vielfalt verzweifelter Interventionen ohne jegliche Gedanken an eine allgemeine urbane Ökologie entstanden. Als solche bilden sie ein hervorragendes Forschungsfeld, was nachhaltige Entwicklung anbetrifft. Überall in Europa gibt es sie in einer Vielzahl von Formen und Situationen. Abgesehen von den großen, traditionellen, ehemaligen Industriestandorten, die den Städten riesige Flächen für eine interne Expansion bieten, gibt es auch ein großes Potential an kleineren, aber nichtsdestotrotz strategisch günstig gelegenen Flächen, die nicht oder nicht ausreichend genutzt werden.

Ziel von EUROPAN 7 ist es, sich mit den Grundlagen städtebaulicher Kohärenz in zerstreuten Städten auseinanderzusetzen, sich dabei jedoch auf besondere Elemente zu konzentrieren, die über die historischen Grundzüge der Altstadt oder traditionelle städtebauliche Kompositionen hinausgehen.

Wie können neue Konzepte für urbane Ensembles umgesetzt werden, die den fragmentierten, heterogenen Zonen der heutigen Stadt angepasst sind? Wie kann eine Landschaft geschaffen werden, die nicht nur Mobilität ermöglicht, sondern auch Elemente städtebaulicher Kohärenz und Umweltqualität bietet?

Ein umweltbewusster Ansatz muss in eine städtebauliche Umstrukturierung eingebunden sein, um auf folgenden Ebenen zu funktionieren:

- auf der Ebene des gesamten Gebiets geht es um die Schaffung kompakter Wohnplattformen, die die Natur sowohl befreien als auch integrieren; es sollen Lärm- und andere Umweltbelastungen von Straßen und Transportwegen bekämpft werden.

- innerhalb dieser Plattformen geht es um das sorgfältige Management natürlicher Ressourcen (Wasser, Energie, etc.) und künstlich geschaffener Elemente (Abfall), wobei ökologische und wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten von Netzwerken einbezogen werden müssen;

- auf der Ebene der Architektur geht es um die Integration technischer Innovationen und darum, die Baustrukturen den Prinzipien von Diversität und Konvertibilität von Raum anzupassen. Dabei soll auf die Umweltverträglichkeit der Materialien geachtet werden;

- auf allen Ebenen geht es um die Frage der Einführung der Natur als ein mit den Häusern verbundenes Element (Garten, Nachbarschaftsräume, Park, etc.). Wie können räumliche Entwicklungsabschnitte gebildet werden, die einerseits eine Kohärenz mit dem städtebaulichen Projekt aufweisen, und andererseits eine Vielzahl von programmatischen Interventionen und Verwendungsmöglichkeiten eröffnen, die eine Reihe von Akteuren auf den Plan rufen, die der Logik der Möglichkeiten folgen?