Jeroen Van Aerle (NL), Beerd Gieteling (NL), Jeroen Van Poppel (NL), Philippe Rol (NL)
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Das Projekt reicht weit über das reguläre Spektrum einer städtebaulichen Arbeit
hinaus. Es bietet keine fertige Lösung, sondern beschreibt einen
Entwicklungsprozess, dessen Ansatz zu exemplarischem Arbeiten und zum
Beschreiten neuer Wege auffordert. Dabei werden alle Beteiligten aktiviert,
Bewegung, Veränderung und Entwicklung werden initiiert. Gemeinsame Reflektion
und Transformation unterschiedlicher Szenarien statt der tradierten
Städtebauregeln motivieren hier die Architekten, Bauherren und Nutzer, sich neu
zu orientieren. Ein einfaches Regelwerk, um sich schnell in komplexe
Bestandssituationen einzufinden, ist Teil des Projektes. Es werden 5 Bereiche
des Plangebietes definiert, diese Teilbereiche werden dann phasenweise
entwickelt. So wird die langsame, dabei aber nachhaltige Transformation der
Areale in Bewegung gesetzt.
Strategien der kontrollierten Selbstüberlassung mit so genannten „Trendsettern“
haben sich im Umgang mit städtebaulichen Brachen bereits bewährt. Die
ganzheitliche Betrachtungsweise, das analytische und prozesshafte Verständnis
und daraufhin das Ziehen der richtigen Schlüsse führen zu einer
außergewöhnlichen Bandbreite, Tiefe und hohem Umsetzungspotenzial des Projektes.
Heiko Ruddigkeit (DE), Pablo Tena (ES), Stefan Wiebersinsky (DE)
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Das Projekt zeigt in Form eines „Gesellschaftsspiels“ mit offenem Ende und
unvorhersehbarem Spielverlauf, wie das Pfaff-Areal anhand einer Planungsmethodik
mit vorgegebenen Regeln zu Erschließung, Geschossigkeit, Baufeldern und
Freiraumtypologie entwickelt werden kann. Die methodische Vorgehensweise
zeichnet sich durch die Vorgabe von klar definierten, in verschiedenen Bereichen
unterschiedlich eng bzw. weit gefassten Grenzwerten für die Nutzungsverteilung
aus. Für Investoren soll dabei eine größtmögliche Flexibilität erreicht werden.
Planung ist für die Verfasser ein Prozess, der sich den jeweilig
vorherrschenden, stets veränderbaren Rahmenbedingungen unterwirft. Der Abriss
von Gebäuden, Neubau und Zwischennutzungen können mit dem vorgeschlagenen
Konzept gleichzeitig stattfinden.
Bestehende Raumkorridore werden als Grundlage für die Vorgabe eines
übergeordneten Erschließungssystems festgelegt, sie sollen in Kombination mit
unterschiedlich definierten Freiraumfiguren zu einem robusten Grünsystem die
gewollte Vermischung aller Nutzungen unterstützen.
Bei der konkreten Gebäudenutzung werden variable Vorgaben aufgestellt, die
sowohl vertikale, als auch horizontale Durchmischungen ermöglichen, sodass
lebendige und abwechslungsreiche Quartiere entstehen können.
Javier Jimenez Iniesta (ES), Bordes Domenech Oriol (ES)
Mitarbeiter:
Jimenez Iniesta David (ES), Peñalver Izaguirre M.Angeles (ES)
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Die Autoren schlagen zur Entwicklung des Pfaff-Areals einen sensiblen Umgang mit
den vorhandenen Strukturen vor und wollen diese behutsam in Abhängigkeit realer
Parameter autonom zu einer bewohnbaren Parklandschaft transformieren.
Je nach Zustand, Alter und Bauart des Gebäudebestandes sollen die Strukturen des
Areals zu Bildungseinrichtungen, Büros, Labors, einer öffentlichen Kantine
umgenutzt werden. Auch die Ansiedelung baumschulenähnlicher Grünstrukturen in
den Fabrikhallen, die innerhalb einer freigestellten Tragstruktur oder zwischen
den Umfassungsmauern von entkernten Hallen hochwachsen, ist Teil des
Umnutzungskonzeptes. Innerhalb dieser "domestizierten Wildnis" entstehen leichte
Holzhausstrukturen, die über Stege, die das Gelände durchziehen, erschlossen
werden.
Fragen hinsichtlich der tatsächlichen städtischen Einbindung sowie dem Umgang
mit den Rändern des Areals bleiben offen. Das Projekt orientiert sich
strukturell stark am Vorhandenen und schlägt dabei ein radikales neues
Wohnkonzept vor. Forscher, Produzenten oder Besucher wohnen in den
vorgeschlagenen parasitären Häusern in unterschiedlich langen Zeiträumen und
entwickeln neue Ideen von Nachbarschaft. In der detailreichen Darstellung und
Durchdringung dieser Wohntypen fasziniert die Arbeit besonders und entwirft ein
phantasievolles Bild für ein neues Pfaff-Areal.
Mas Jordi (ES)
Mitarbeiter: Raul Ortega Muñoz (ES), Laura Venturas Pedro (ES), Noy Orcau Júlia (ES), Pereira Mozota Daniel (ES)
Giovanna Marchei (IT), Lorenzo Cantalini (IT), Stefano Balassone (IT), Marta D'Alessandro (IT), Mauro Mauriello (IT)
Mitarbeiter: Roberta Pezzuti (IT), Nicoletta Colagrande (IT)
Kategorie | städtebaulich-architektonisch |
Team-Repräsentant | Architekt/Stadtplaner/Landschaftsplaner |
Standort | Kaiserslautern, Pfaff-Arealn |
Einwohner | 98.100 |
Betrachtungsraum | 54 ha |
Projektgebiet | 19,5 ha |
Standortvorschlag | Stadt Kaiserslautern |
Grundstückseigentümer | Insolvenzverwaltung |
Art der Beauftragung | Städtebaulicher Rahmenplan |
Begünstigt durch den Ausbau der Eisenbahn, entstanden um 1850 ers- te industrielle Großbetriebe im Raum Kaiserslautern. Durch die Gründung des Nähmaschinenwerks Pfaff im Jahr 1862 erlangte die Stadt große wirtschaftliche Bedeutung. Das Unternehmen ist von 9.000 Mitarbeitern zu Spitzenzeiten auf heute 250 Mitarbeiter geschrumpft und im Frühjahr 2010 an den Stadtrand verlagert worden. Die sukzessive Schrumpfung hatte Nachnutzungen im Umfeld zur Folge, die vorwiegend auf Einkaufsmärkte ausgerichtet waren. Durch die Verlagerung des Unternehmens besteht nun die Chance, eine nachhaltig wirksame Entwicklung des brach liegenden Gebiets einzuleiten, die im Kontext des Wandels der Industriestadt Kaiserslautern zu einem wissens- und technologieorientierten Standort mit globaler Ausrichtung steht.
Basierend auf dem Stadtgutachten „StadtTechnopole_Kaiserslautern“ soll das Plangebiet als „Technik-Pol Pfaff-Gelände“ entwickelt werden. Wichtige Anknüpfungspunkte für die Gebietsentwicklung sind die südlich des Pfaff- Areals liegende Technische Universität Kaiserslautern mit dem angrenzenden Uni- Park und den hier angesiedelten Instituten sowie das im Nordosten gelegene Westpfalz-Klinikum. Bei der Gebietsentwicklung sollen die Themen „Forschung, Labore, Dienstleistungen“ sowie „Gesundheit, Wellness und Sport“ im Vordergrund stehen. Durch eine Nutzungsmischung und die Einbindung des Wohnens soll ein urbaner, lebendiger Standort entwickelt werden. Die Bodenkontamination erfordert eine hohe Bodenversiegelung sowie eine vertikale Gliederung mit einer Ausrichtung der Wohnnutzung auf die Obergeschosse.
Das Plangebiet befindet sich im Südwesten der Innenstadt von Kaiserslautern. Es liegt innenstadtnah etwa ca. 1,5 km von der Stadtmitte entfernt. Das Areal wird von der stark befahrenen Königstraße im Süden und der Herzog-von-Weimar-Straße (Anliegerstraße) im Norden begrenzt. Im Westen bilden die Bahngleise den Gebietsabschluss. Im Osten werden die Gebietsgrenzen durch eine Psychiatrische Klinik, die Albert-Schweitzer-Straße und die Pfaffstraße gebildet. Im Norden des Plangebiets befindet sich eine ehemalige Pfaff-Wohnsiedlung; nach Osten grenzt das Innerstädtische Wohngebiet „Rundbau“ an das Plangebiet an (Denkmalzonen). Der Gebäudebestand auf dem ehemaligen Pfaff-Areal wird mit Ausnahme zweier Verwaltungsgebäude und eines Kessel- und Turbinenhauses als nicht nachnutzbar bewertet.
Vom Europan-Wettbewerb werden Vorschläge erwartet, die eine Weiterführung der Wissenschaftsmeile von der Technischen Universität über den Uni-Park in Richtung Innenstadt aufzeigen und dabei Verknüpfungen sowohl zum Westpfalzklinikum als auch zu den angrenzenden Wohnnutzungen in der Innenstadt West herstellen. Aufgrund der besonderen Bedeutung des Standorts ist eine Fokussierung auf die Entwicklung eines Technologiestandorts und dessen abschnittsweise Entwicklung zu legen. Es werden Strategien gesucht, die die Baustrukturen von Instituten, Laboren und Dienstleistungen mit einer urbanen Nutzungsmischung zu verbinden. Dabei sollen temporäre Nutzungen aufgezeigt und auf ihre Verträglichkeit mit der angestrebten Endnutzung überprüft werden. Durch eine attraktive Gestaltung der Eingangssituation zur Königstraße sollen auch Impulse für die künftige Entwicklung der südlich gelegenen Flächen gesetzt werden. Die hier bereits angesiedelten Einzelhandelsbetriebe rechtfertigen einen Ausschluss größerer Einzelhandelsnutzungen im Planungsareal. Die am nördlichen Planungsgebiet liegende Geländeabbruchkante bietet Chancen für eine Grünzäsur oder eine exklusive Wohnnutzung am Hang. Im Zuge der Abschirmung zu den im Westen liegenden Bahnflächen oder der Gestaltung von zentralen Parkmöglichkeiten wird eine Wiederverwendung im Gebiet anfallender Abbruch-/Erdmassen angestrebt. Die Notwendigkeit, wasserwirtschaftliches Rückhaltevolumen vorzuhalten, sollte durch eine der Aufenthaltsqualität dienende Gestaltung gelöst werden. Die städtebaulichen Nutzungen sind mit dem bodenschutzrechtlichen Sanierungskonzept in Einklang zu bringen.